Attat
im Advent
2015
Ein weltweit
ereignisreiches Jahr geht zu Ende, ein neues Kirchenjahr hat
begonnen. Auch in dieser Adventszeit
möchten wir gerne von unserem kleinen Ort des Wirkens im
Südwesten Äthiopiens berichten.
Das ganze
Jahr über sieht man Gruppen von jungen Leuten in blütenweißen
Kitteln an diversen Stellen des Klinikbetriebs. Seit über
zehn
Jahren kommen Hebammen-,
Krankenpflegeschüler und Laboranten vom Medizinischem College in
Hossana und vom Hamlin Midwifery College zu uns zum Praktikum.
In diesem Jahr hat sich die Schar vergrößert. Hebammen- und
Krankenpflegeschüler und Health Officer im 3. und 4. Ausbildungsjahr
von der Welkite Universität sind hinzugekommen.
Diese neue
Universität liegt sieben Kilometer
von uns entfernt und hat 5.000
Studenten diverser Fachrichtungen. Da das Universitätskrankenhaus
gegenüber der Uni noch im Bau ist, sind wir durch diesen Umstand ein
“Lehrkrankenhaus” geworden. Bevor die Studenten gar keine
Praxis bekommen, möchten wir ihnen im Rahmen unserer
Möglichkeiten Praxis
vermitteln. Die politschen Entscheidungen fallen oft schneller als
die Infrastruktur nachkommt. Der “Druck” von einer so jungen
Bevölkerung, wie Äthiopien sie hat, ist enorm. Hoffen wir, dass sich
im Laufe der Jahre bessere Umstände für die Lernenden ergeben.
Das Gesetz,
dass niemand mehr zu Hause entbinden soll,
sondern alle in
Gesundheitsstationen
oder im Krankenhaus, ist
eine weitere Variante, der oben beschriebenen Spannung. Allen
Müttern soll somit eine qualifizierte Geburtsbegleitung ermöglicht
werden und zwar kostenlos. Diese Maßnahme zielt darauf die hohe
Müttersterblichkeit zu senken. Im Alltag heißt das für uns
eine Verdopplung der Geburtenzahlen und der damit einhergehenden
Kosten.
Unseren
Hebammen gebührt wirklich ein Sonderlob, da sie in den gleichen
Räumlichkeiten, mit der gleichen Anzahl von Betten doppelt so viele
Geburten begleiten. Zum Glück haben wir die Persespektive im
nächsten Jahr in einen neuen größeren Kreissaal und Operationstrakt
umzuziehen.
Der Traum,
dass der Bau am Ende dieses Jahres fertig wird, hat sich wegen
starker Verzögerungen bei der Materialbeschaffung leider zerschlagen.
Im Rahmen der weltwirtschaftlichen Vernetzung kommen zum
Beispiel
die Kacheln für den Innenausbau direkt aus China. Sie sind irgendwo
auf dem Weg “stecken geblieben”. Dem Bauunternehmer fallen auch
keine Ausreden mehr ein, so dass jetzt einfach Baustillstand ist.
Trotz
aller
alltäglichen Hürden lassen
sich die Menschen nicht entmutigen. Die Jugend macht Pläne, und wir
erhalten viele Anfragen zur Unterstützung einer Ausbildung.
Unser nächstgelegenes Dorf
Gubre wird durch die
Studenten und das Personal an
der Uni zu einer schnell wachsenden
Geschäftsstadt, die Räume
zur Vermietung anbietet. Neue Geschäfte und Restaurants werden
eröffnet und viele unausgebildete Menschen
finden
dort
Arbeit an der Uni und am Bau. Erfreulicherweise sind Salisianerinnen
Don Boscos nach Gubre gezogen, um sich vor allem in der
Schulausbildung und Jugendarbeit zu engagieren.
Im Gegensatz
zu einigen Gegenden in Äthiopien, in denen der Regen ausblieb,
hatten wir hier das Problem von heftigen Gewittern zur Erntezeit.
Das Getreide lag flach auf den Feldern. Die Menschen haben
es gerade noch geschafft das Verderben
durch eine frühe Ernte zu verhindern. Zum Glück dient hier in
Gurage die Ensetpflanze (falsche Banane) als Grundnahrungsmittel und
diese ist zum Glück recht robust.
Eine sehr
erfreuliche Entwicklung ist die Entdeckung und Erschließung mehrerer
sogenannter “artesischer Quellen” im Gurageland. Von diesen
wasserreichen,
Im
Krankenhausalltag
finden weiterhin täglich zirka
300 Personen ihren Weg in unsere Ambulanz. Durch den Neubau, der
sich in den letzten beiden Jahren sehr bewährt hat, haben wir nun
genügend Raum für täglich 600 bis
800 Personen, da ja alle Kranken mindestens eine Begleitperson
mitbringen. Die Anzahl der Schwerkranken, die stationär aufgenommen
werden müssen, steigt leider an, desgleichen die Anzahl der
Operationen. Dies bedeutet Bettennot, so dass an vielen Tagen
Matratzen auf dem Boden als Notlager dienen müssen. Für das
Stationspersonal ist diese räumliche Enge bei der Versorgung eine
Herausforderung. Vorallem nachts, wenn die Begleitpersonen zwischen
den Betten auf dem Boden liegen, ist es eine größere Aktion eine
Patientin nach Kaiserschnitt in ein Bett zu manövrieren, wenn
überall noch zusätzliche Tragen mit Patienten im Weg stehen. Aber es
zeigt sich täglich wie Vieles mit Geduld und Hilfsbereitschaft
möglich ist.
Eine weitere
gute Entwicklung ist die Übernahme
der Krankenhausverwaltung durch unsere äthiopische Mitschwester
Belaynesh Abera. Unserem Team von 200 Mitarbeitenden gerecht zu
werden, bleibt eine Herausforderung, vor allem bei stark steigenden
Lebenshaltungskosten.
Gutes Personal
ist das Rückgrat des
Krankenhauses.
Dank
Ihrer
vielfältigen Unterstützung durften wir auch in diesem Jahr ein
Zeichen der Hoffnung und Anlaufstelle für viele kranke und Hilfe
suchende Menschen sein.
Gerne
erneuern wir unser Versprechen Sie und Ihre Anliegen im täglichen
Gebet vor Gott zu bringen.
Wir wünschen
im Namen des gesamten Teams gesegnete Weihnachten und Gottes Geleit
durchs Neue Jahr