Attat Hospital in Äthiopien
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(gemalt von Alem Getachew, Addis Abeba) 

Manche Menschen wissen nicht,
dass sie wichtig sind.
Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut, sie zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht,           
wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.

(Autor unbekannt)  

Attat im Advent 2013

Nach der Lektüre des obenstehenden Textes mőchten wir unseren diesjährigen Weihnachtsrundbrief unbedingt wie folgt beginnen: Wir freuen uns, dass es Sie gibt. Sie sind uns wichtig und ohne Sie und Ihr Interesse und vielfältiges Engagement wäre die Welt ärmer. Ohne das starke und verlässliche Netz unseres Unterstützerkreises wäre das Attat Projekt nicht mőglich. Das Schicksal vieler Menschen, die täglich ihren Weg zu uns finden, verliefe anders ohne diese Anlaufstelle. Danke im Namen vieler Hunderter Patienten und Familien.

Ein eindeutiger Hőhepunkt in diesem Jahr war die Erőffnung des neuen Ambulanzgebäudes im Februar. Jetzt haben die vielen Patienten und ihre Begleitpersonen endlich ausreichend Warteraum. An Werktagen tummeln sich bei 250 bis 300 Patienten pro Tag zirka 600 bis 800 Personen im Wartebereich. Des Weiteren kőnnen wir nun die hustenden Patienten, hier immer unter TBC-Verdacht, separat unterbringen. Die Ärzte haben vergrőßerte Arbeitsplätze, das Labor reichlich Mőglichkeiten und auch die Verwaltung ist nun zentral in einem Großraumbüro untergebracht.

Durch den Anbau wurden im alten Krankenhausbereich Zimmer frei. Die Apotheke ist in freundlichere Räume umgezogen, die Patientenanmeldung und das Archiv wurden erweitert. Diese Verbesserungen waren sehr arbeitsintensiv aber alle sind froh über mehr Platz, obwohl die Wege länger geworden sind. Alles hat eben auch seinen Preis.

Dass Aus- und Weiterbildung, als Schlüssel für das zukünftige Leben, konsequent von uns gefőrdert werden, ist den meisten aus früheren Berichten bekannt. Die Főrderung von Jugendlichen aus den umliegenden Dőrfern bis hin zum Abitur und beim Universitätsbeginn und nun auch immer mehr die Unterstützung von Handwerksberufen, die langsam im Kommen und sehr wichtig sind, hat gute Tradition. Vom Krankenhauspersonal allein befinden sich 26 Personen, also mehr als zehn Prozent unserer Mitarbeitenden, in der Aus- und Weiterbildung.

Trotz allem war die Erőffnung einer Universität sieben Kilometer von uns entfernt im nächsten Dorf ein Quantensprung, der das Leben in unserer Gegend massiv beeinflussen wird. Neben Design, Architektur und Management hat dieses Jahr die Ausbildung zum Health Officer begonnen, selbst Medizinstudium ist auf der Liste, wenn auch noch nicht realisiert. Es ist klar, dass wir als einziges Krankenhaus weit und breit, trotz unserer Begrenzungen, als Praktikumsort dienen werden. Das schon laufende Ausbildungsprogramm in Zusammenarbeit mit der Universität von Jimma (120 km von uns entfernt), in dem Health Officer bei uns das Operieren lernen, läuft mit neun Studierenden (drei Frauen, sechs Männer) zur beiderseitigen Zufriedenheit. Das Health Science College von Hosanna schickt jetzt neben den Krankenpflegeschülern, Hebammen und MTAs auch Leute zur praktischen Ausbildung in Anästhesie zu uns. Neben unserem Hauptziel der Basisversorgung für die Menschen im ländlichen Äthiopien entwickelt sich unser kleines 65 Betten-Krankenhaus so langsam zu einem “Mini-Lehrkrankenhaus”.

Mit dem Aufkommen privater Schulen, vor allem in den Städten, hat die Regierung jetzt eine zentrale staatliche Prüfung eingeführt. Erst nach Bestehen dieser Prüfung wird eine Arbeitserlaubnis erteilt, und dies ist wiederum die Voraussetzung für eine Anstellung auch bei uns. Dies hat vor allem langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wieder zurück auf die Schulbank gebracht, ist aber als Maßnahme für Qualitätssicherung sehr sinnvoll.

Die Veränderungen in unserer Gegend gehen natürlich auch mit der Entwicklung von Infrastruktur einher. Leider hinkt diese etwas hinterher. Die Zufahrtsstraßen ab Welkite nach hier, und dann noch mal besonders der Abstecher zum Krankenhaus, sind in einem abenteuerlichen Zustand. Des nachts weigern sich die Krankenwagenfahrer der verschiedenen Health Center, die zu uns einweisen, diese Pisten zu befahren. Man kann auch umgekehrt sagen, wenn das chinesische Straßenbauprojekt in ein paar Jahren mal abgeschlossen ist, dann geht es hier richtig rund, mit Asphaltstraße bis zur Haustür. Bis dahin braucht unser “armer” Belegschaftsbus, der die Angestellten aus Gubre abholt, alle zwei Monate neue (teure) Sprungfedern aus Addis. Die verlässlichste Fortbewegungsart zu uns ist immer noch der Fußmarsch quer feldein, auch wenn dies viel länger dauert. 

Die technische Seite der Entwicklung geht eher schleppend voran aber es geht voran. So haben wir inzwischen sechs Telefone im Krankenhaus, die über eine Art Fernsehantenne arbeiten. An zwei Stellen kann man potentiell über “dial-up” ins Internet kommen. Des Öfteren funktioniert sogar bei uns im Krankenhausbereich (wir liegen in einer Senke) das Netzwerk für Mobiltelefone. Immer mehr Patienten und deren Begleitpersonen nutzen diese Mőglichkeit um mit ihrer Familie im Dorf in Kontakt zu bleiben. Oft findet sich ein Nachbar, der ein Handy hat und teuere und zeitraubende Fahrten, um Absprachen zu treffen, kőnnen vermieden werden.

Parallel zu all diesen Entwicklungen geht das Landleben seinen gewohnten Gang mit allen positiven und auch schlimmen Seiten. Die Frauen und Mädchen gehen Wasser holen und zum Markt, Kinder haben lange Fußwege zur Schule oder spielen bis in die Abenddämmerung auf Feld und Wiesen. Schockierend waren für uns in dieser Regenzeit mehrere Kinder, die durch Angriffe von Hyänen mit schweren Kopf- und Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus kamen. Alle haben Gott sei Dank überlebt, wobei der schlimmste Fall durch die Hilfe vieler Menschen und Organisationen sogar in Isreal in einer Spezialklinik operiert wurde und wie wundergeheilt zurückkam.

Viele von Ihnen haben vielleicht die Zusammenfassung unseres Jahresberichts auf unserer Homepage gelesen. So wissen Sie, dass im letzten Jahr 66.345 Ambulanzpatienten, mit einem Tagesdurchschnitt von 274, ihren Weg zu uns fanden. Davon wurden 6.991 stationär behandelt. 1.781 Kinder wurden geboren, davon 497 per Kaiserschnitt. Unser Wartehaus für Risikomütter rettet vielen Müttern und Säuglingen das Leben und wird erfreulicherweise auch immer mehr von der Regierung anerkannt und empfohlen. Überhaupt steht die Bekämpfung der zu hohen Mütter- und Säuglingssterblichkeit ganz oben auf der Regierungsagenda. Das ist gut und wichtig.

Auch hier nimmt die Gruppe der chronisch kranken Menschen stetig zu. Die Finanzierung der Dauermedikationen ist für die meisten nur durch Unterstützung mőglich, von diesen Patienten ein Sonderdank an Sie alle.

In den umliegenden Dőrfern sind die Frauengruppen weiterhin sehr aktiv, das Wasserteam des Krankenhauses ist viel gefragt zur Instandhaltung der Brunnen und unser Vorsorgeteam ist täglich für Impfungen, Untersuchungen und Gesundheitserziehung unterwegs.

Mit Freude ist zu berichten, dass Ende dieses Jahres die letzte von uns geleitete Außenstation (Dakuna Clinic) an eine äthiopische Schwesterngemeinschaft übergeben werden kann. Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

In unserer Welt, bei Ihnen persőnlich und in Ihren Familien hat sich viel ereignet, Schweres und Schőnes. Unser Versprechen, Sie alle in unserem täglichen Gebet Gott anzuvertrauen, erneuern wir gerne und mit dankbarem Herzen. Gott ist die Quelle des Lebens und aller Heilung. Auf vielerlei Weise sind Sie uns erfahrbares Zeichen seiner Sorge und Gegenwart. Dank dafür.

Gesegnete Weihnachten und einen "heilsamen" Weg durchs neue Jahr wünschen Ihre Missionsärztlichen Schwestern in Attat. 

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