Manche Menschen wissen nicht,
dass sie wichtig sind.
Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut, sie zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Sie wüssten es, würden wir es ihnen sagen.
(Autor unbekannt)
Attat im Advent 2013
Nach der Lektüre des obenstehenden Textes mőchten wir unseren
diesjährigen Weihnachtsrundbrief unbedingt wie folgt beginnen: Wir
freuen uns, dass es Sie gibt. Sie sind uns wichtig und ohne Sie und
Ihr Interesse und vielfältiges Engagement wäre die Welt ärmer. Ohne
das starke und verlässliche Netz unseres Unterstützerkreises wäre
das Attat Projekt nicht mőglich. Das Schicksal vieler Menschen, die
täglich ihren Weg zu uns finden, verliefe anders ohne diese
Anlaufstelle. Danke im Namen vieler Hunderter Patienten und
Familien.
Ein eindeutiger Hőhepunkt in diesem Jahr war die Erőffnung des neuen
Ambulanzgebäudes im Februar. Jetzt haben die vielen Patienten und
ihre Begleitpersonen endlich ausreichend Warteraum. An Werktagen
tummeln sich bei 250 bis 300 Patienten pro Tag zirka 600 bis 800
Personen im Wartebereich. Des Weiteren kőnnen wir nun die hustenden
Patienten, hier immer unter TBC-Verdacht, separat unterbringen. Die
Ärzte haben vergrőßerte Arbeitsplätze, das Labor reichlich
Mőglichkeiten und auch die Verwaltung ist nun zentral in einem
Großraumbüro untergebracht.
Durch den Anbau wurden im alten Krankenhausbereich Zimmer frei. Die
Apotheke ist in freundlichere Räume umgezogen, die
Patientenanmeldung und das Archiv wurden erweitert. Diese
Verbesserungen waren sehr arbeitsintensiv aber alle sind froh über
mehr Platz, obwohl die Wege länger geworden sind. Alles hat eben
auch seinen Preis.
Dass Aus- und Weiterbildung, als Schlüssel für das zukünftige Leben,
konsequent von uns gefőrdert werden, ist den meisten aus früheren
Berichten bekannt. Die Főrderung von Jugendlichen aus den
umliegenden Dőrfern bis hin zum Abitur und beim Universitätsbeginn
und nun auch immer mehr die Unterstützung von Handwerksberufen, die
langsam im Kommen und sehr wichtig sind, hat gute Tradition. Vom
Krankenhauspersonal allein befinden sich 26 Personen, also mehr als
zehn Prozent unserer Mitarbeitenden, in der Aus- und Weiterbildung.
Trotz allem war die Erőffnung einer Universität sieben Kilometer von uns entfernt im nächsten Dorf ein Quantensprung, der das Leben in unserer Gegend massiv beeinflussen wird. Neben Design, Architektur und Management hat dieses Jahr die Ausbildung zum Health Officer begonnen, selbst Medizinstudium ist auf der Liste, wenn auch noch nicht realisiert. Es ist klar, dass wir als einziges Krankenhaus weit und breit, trotz unserer Begrenzungen, als Praktikumsort dienen werden. Das schon laufende Ausbildungsprogramm in Zusammenarbeit mit der Universität von Jimma (120 km von uns entfernt), in dem Health Officer bei uns das Operieren lernen, läuft mit neun Studierenden (drei Frauen, sechs Männer) zur beiderseitigen Zufriedenheit. Das Health Science College von Hosanna schickt jetzt neben den Krankenpflegeschülern, Hebammen und MTAs auch Leute zur praktischen Ausbildung in Anästhesie zu uns. Neben unserem Hauptziel der Basisversorgung für die Menschen im ländlichen Äthiopien entwickelt sich unser kleines 65 Betten-Krankenhaus so langsam zu einem “Mini-Lehrkrankenhaus”.
Mit dem Aufkommen privater Schulen, vor allem in den Städten, hat
die Regierung jetzt eine zentrale staatliche Prüfung eingeführt.
Erst nach Bestehen dieser Prüfung wird eine Arbeitserlaubnis
erteilt, und dies ist wiederum die Voraussetzung für eine Anstellung
auch bei uns. Dies hat vor allem langjährige Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter wieder zurück auf die Schulbank gebracht, ist aber als
Maßnahme für Qualitätssicherung sehr sinnvoll.
Die Veränderungen in unserer Gegend gehen natürlich auch mit der Entwicklung von Infrastruktur einher. Leider hinkt diese etwas hinterher. Die Zufahrtsstraßen ab Welkite nach hier, und dann noch mal besonders der Abstecher zum Krankenhaus, sind in einem abenteuerlichen Zustand. Des nachts weigern sich die Krankenwagenfahrer der verschiedenen Health Center, die zu uns einweisen, diese Pisten zu befahren. Man kann auch umgekehrt sagen, wenn das chinesische Straßenbauprojekt in ein paar Jahren mal abgeschlossen ist, dann geht es hier richtig rund, mit Asphaltstraße bis zur Haustür. Bis dahin braucht unser “armer” Belegschaftsbus, der die Angestellten aus Gubre abholt, alle zwei Monate neue (teure) Sprungfedern aus Addis. Die verlässlichste Fortbewegungsart zu uns ist immer noch der Fußmarsch quer feldein, auch wenn dies viel länger dauert.
Die technische Seite der Entwicklung geht eher schleppend voran aber
es geht voran. So haben wir inzwischen sechs Telefone im
Krankenhaus, die über eine Art Fernsehantenne arbeiten. An zwei
Stellen kann man potentiell über “dial-up” ins Internet kommen. Des
Öfteren funktioniert sogar bei uns im Krankenhausbereich (wir liegen
in einer Senke) das Netzwerk für Mobiltelefone. Immer mehr Patienten
und deren Begleitpersonen nutzen diese Mőglichkeit um mit ihrer
Familie im Dorf in Kontakt zu bleiben. Oft findet sich ein Nachbar,
der ein Handy hat und teuere und zeitraubende Fahrten, um Absprachen
zu treffen, kőnnen vermieden werden.
Parallel zu all diesen Entwicklungen geht das Landleben seinen
gewohnten Gang mit allen positiven und auch schlimmen Seiten. Die
Frauen und Mädchen gehen Wasser holen und zum Markt, Kinder haben
lange Fußwege zur Schule oder spielen bis in die Abenddämmerung auf
Feld und Wiesen. Schockierend waren für uns in dieser Regenzeit
mehrere Kinder, die durch Angriffe von Hyänen mit schweren Kopf- und
Gesichtsverletzungen ins Krankenhaus kamen. Alle haben Gott sei Dank
überlebt, wobei der schlimmste Fall durch die Hilfe vieler Menschen
und Organisationen sogar in Isreal in einer Spezialklinik operiert
wurde und wie wundergeheilt zurückkam.
Viele von Ihnen haben vielleicht die Zusammenfassung unseres
Jahresberichts auf unserer Homepage
gelesen. So wissen Sie, dass im letzten Jahr 66.345
Ambulanzpatienten, mit einem Tagesdurchschnitt von 274, ihren Weg zu
uns fanden. Davon wurden 6.991 stationär behandelt. 1.781 Kinder
wurden geboren, davon 497 per Kaiserschnitt. Unser Wartehaus für
Risikomütter rettet vielen Müttern und Säuglingen das Leben und wird
erfreulicherweise auch immer mehr von der Regierung anerkannt und
empfohlen. Überhaupt steht die Bekämpfung der zu hohen Mütter- und
Säuglingssterblichkeit ganz oben auf der Regierungsagenda. Das ist
gut und wichtig.
Auch hier nimmt die Gruppe der chronisch kranken Menschen stetig zu.
Die Finanzierung der Dauermedikationen ist für die meisten nur durch
Unterstützung mőglich, von diesen Patienten ein Sonderdank an Sie
alle.
In den umliegenden Dőrfern sind die Frauengruppen weiterhin sehr
aktiv, das Wasserteam des Krankenhauses ist viel gefragt zur
Instandhaltung der Brunnen und unser Vorsorgeteam ist täglich für
Impfungen, Untersuchungen und Gesundheitserziehung unterwegs.
Mit Freude ist zu berichten, dass Ende dieses Jahres die letzte von
uns geleitete Außenstation (Dakuna Clinic) an eine äthiopische
Schwesterngemeinschaft übergeben werden kann. Ein wichtiger Schritt
in die richtige Richtung.
In unserer Welt, bei Ihnen persőnlich und in Ihren Familien hat sich
viel ereignet, Schweres und Schőnes. Unser Versprechen, Sie alle in
unserem täglichen Gebet Gott anzuvertrauen, erneuern wir gerne und
mit dankbarem Herzen. Gott ist die Quelle des Lebens und aller
Heilung. Auf vielerlei Weise sind Sie uns erfahrbares Zeichen seiner
Sorge und Gegenwart. Dank dafür.