Fotos: © MMS
Weihnachten kann
uns nicht verändern, nein,
Es sei denn, wir bringen unser Geschenk -
uns selbst -, Legen es an
die Weihnachtskrippe
Und, wie ein weiser König, der angestrengt
Die Sterne erforscht, die am Himmel standen,
Und sich dabei fragt: „Was kann ich für Dich tun?“,
Trauen uns zu träumen und zu sehen
Unsere goldenen Möglichkeiten,
Unseren Weihrauch der gemeinsamen Zeit,
Unsere Myrrhe, die lindert, was uns bedrückt,
Unser Kamel, das überall hin eilt, als Antwort
auf ein schlichtes Gebet, um, so Gott will,
durch diesen Dienst erfüllt zu werden,
Als Weihnachts-Erbin, Weihnachts-Erbe.
Attat im Advent 2009
Am 7. November 2009 fand die offizielle Feier zum
40-jährigen Jubiläum des Attat Hospitals statt. Anlässlich des
Jubiläums hatten wir im Krankenhaus einen Wettbewerb ausgeschrieben.
Es sollte ein treffendes Motto für unser Projekt gefunden werden.
Die Beteiligung unserer Angestellten war groß. Nach einem
ausgeklügelten Selektionsprozess gewann das amharische Motto (wird »tebaberen
ennsera« ausgesprochen), ins Englische übersetzt so ähnlich wie »Let's
cooperate«, auf Deutsch dem Sinn nach »Zusammen wirds möglich«. Auf
dem Emblem sind die Jahreszahlen in äthiopischer (sieben Jahre
Unterschied) und in der gregorianischen Zeitrechnung angegeben. Wir hatten ein schönes, afrikanisches Fest. Etwa
600 Leute waren offiziell eingeladen, fast 1000 waren da beim
gemeinsamen Mahl. Es gab natürlich die obligatorischen Reden, eine
schöne Zusammenfassung der Krankenhausgeschichte per
Powerpoint-Präsentation. 26 langjährige Mitarbeitende erhielten
Auszeichnungen für 10 und 25 Jahre Dienst im Projekt. Schwester
Inge, Kebede und Meheret bekamen die Anerkennung für 40 Jahre
Mitarbeit. Dies wurde mit einem besonderen Applaus unterstrichen.
Vor 40 Jahren hatten sie mit ein paar Matratzen
auf dem Boden angefangen. Diese waren nur für schwerkranke
Patienten, die unbedingt aufgenommen werden mussten. Die Matten
wurden sternförmig um einen Holzständer gelegt, der mit Nägeln
bestückt war. So konnten mit einem „Infusionsständer“ viele Kranke
eine Infusionstherapie erhalten. Das Personal bestand aus drei
Missionsärztlichen Schwestern aus Indien bzw. Deutschland und etwa
zehn angelernten Helfern. Wenn Not am Mann war, half auch schon mal
der Pfarrer, der nebenan in der Pfarrei wohnte, aus.
Die Statistik des ersten Jahres 1969: 92
stationäre Patienten,
33 Entbindungen, 1.400 Impfungen und 20.000
Patienten in der Ambulanz.
Wenn man bedenkt, dass wir letztes Jahr im
Krankenhaus „nur“ 65.000 ambulante Patienten hatten, zeigt dieser
Ansturm im ersten Jahr wie groß der Bedarf an medizinischer Hilfe
war und ist. Damals war das Krankenhaus die einzige Anlaufstelle in
diesem Gebiet. Das hat sich Gott sei Dank geändert. Heute überweisen
16 Gesundheitszentren und sieben kleinere Ambulanzstationen die
schwerkranken Patienten zu uns ins Krankenhaus. Die Last wird jetzt
von mehreren Schultern getragen. Es brauchte viel Ideenreichtum und
Mut zur Improvisation, um aus einem nicht mehr genutzten
Schulgebäude ein Hospital zu entwickeln. Die drei großen
Klassenzimmer wurden kurzerhand in die drei Hauptstationen
(operative, internistische und Kinderstation) verwandelt. Das
Lehrerzimmer mit Vorraum eignete sich gut als Operationssaal und ein
paar Zimmer aus der Verwaltung dienten als Wohnräume für die
Schwestern.
Um diesen Kern herum entwickelte sich dann über
die Jahrzehnte durch neue Gebäude und Anbauten das Projekt in
jetziger Form. Ein Ende der Entwicklung scheint noch nicht absehbar.
Unser jüngster Traum ist es, den Abulanztrakt des Krankenhauses mit
einem Obergeschoss zu versehen. Dadurch würden wir etwas aus unserer
aktuellen Raumnot herauskommen. Alle Abteilungen schreien nach mehr
Raum.
Sieht man sich die Statistiken an, haben unsere
Mitarbeitenden durchaus starke Argumente. Die Zahlen belegen, dass
sich unser Engagement im HIV / AIDS Bereich in den letzten zehn
Jahren verzehnfacht hat. Die Laboruntersuchungen sind jetzt mehr als
100.000 pro Jahr. Aus den 33 Entbindungen des Anfangs sind 1.700
Geburten geworden und statt 92 Aufnahmen (1969) brauchten aktuell
6.356 Patienten ein Bett. Wir müssen also vorsichtig weiterwachsen
ohne zu groß zu werden. Oberste Priorität bleibt jedoch immer der
Fortbestand des bisher Erreichten. Vorrang hat der
Basisgesundheitsdienst für benachteiligte Menschen mit dem
Schwerpunkt für Mütter und Kinder inklusive Notfallmedizin und
Geburtshilfe.
Was kontinuierliche Zusammenarbeit über die Jahre
verändert, lässt sich eindrücklich im Rahmen der Gesundheitsvorsorge
zeigen. Einer der Pfeiler dieses Programms ist Hilfe zu einer guten
Wasserversorgung für die Menschen. In den letzten 20 Jahren ist die
Anzahl der Brunnen von 32 auf 141 gestiegen. Ein Hauptindikator für
die Verbesserung der Lebensbedingungen durch eine ausreichende
Wasserversorgung sind - neben sinkenden Durchfallerkrankungen und
Hautleiden - Augenkrankheiten. Es zeigt sich in unseren Daten, dass
Augenkrankheiten im Einzugsgebiet in den letzten 20 Jahren um die
Hälfte zurückgegangen sind. Desgleichen hat sich im letzten
Jahrzehnt der Gebrauch von Abfallgruben und Toiletten verzehnfacht -
mit allen positiven Folgen für die Gesundheit der Menschen.
Im Rahmen unserer Feier haben wir daher auch an
den Februar 1993 erinnert. Zu diesem Datum erhielt das Attat
Hospital den jährlichen Preis der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
für »Health Education in Primary Health Care« (Gesundheitserziehung
im Vorsorgeprogramm). Gesundheitserziehung und Information war von
Anfang an ein klarer Schwerpunkt des Projekts.
Sr. Inge hat Anfang des Jahres den Orden
"Pro
Ecclesia et Pontifice" im Rahmen eines
feierlichen
Gemeindegottesdienstes bekommen. Alle Missionsärztlichen Schwestern
sowie die anderen Ordensleute und Priester aus der Umgebung haben
mitgefeiert. Der Ortsbischof Abuna Music übergab die
Auszeichnung im Namen des Papstes als Anerkennung für Sr. Inges
40-jähriges Engagement durch Dick und Dünn. Es ehrt gleichzeitig
alle, die mit dazu beigetragen
haben, dass 40 Jahre zuverlässige und glaubwürdige Präsenz und Hilfe
möglich waren. Als nächstes freuen wir uns auf die Feier des
Goldenen Ordensjubiläums von Sr. Inge. Dies fällt etwa zeitgleich
mit der Silbernen Ordensprofess von Sr. Senait, eine unserer ersten
äthiopischen Missionsärztlichen Schwestern.
Zu berichten gibt es auch über unser immer größer werdendes
Nebenprojekt "Ausbildung". Durch die rasende Inflation haben die
Familien Mühe im Alltag über die Runden zu kommen. Dies
gilt sogar für festangestellte Leute. Das
Geld reicht nie. So haben wir auch in diesem Jahr vielen Mädchen und Jungen zum Start in eine Berufsausbildung helfen
können. Zum großen Teil waren es Kinder aus armen Familien in der
Umgebung aber auch den Familien der Angestellten in den
Niedriglohngruppen konnten wir so helfen. Die Zahl der
Ausgebildeten wächst ständig. Zum Teil können wir sie als
Angestellte übernehmen. In den
nächsten Wochen beginnen wieder die zweijährlichen Verhandlungen mit
der Gewerkschaft unserer Angestellten über die Konditionen der
Arbeitsbedingungen. Es bleibt das ewige Gerangel zwischen dem was
nötig und dem was möglich ist. Eine Verdoppelung aller Löhne wäre
toll, ist aber nicht machbar, trotz der Verdoppelung der
Lebenshaltungskosten ... Fantasie beim Überleben ist gefragt ... und
wir von Seiten der Institution tun das uns Mögliche.
Woran wir uns in Addis vor allem erinnern, wenn wir auf das Jahr
2009 zurückblicken, sind die langen Stromausfälle von März bis
September. Ein Vorteil dabei war, dass wir am Abend öfter mal wieder
den Rosenkranz gebetet, stille Anbetung gehalten, danach gemütlich
zu Abend gegessen und geplaudert haben - anstatt zu den amharischen
Nachrichten um 20.00 Uhr zu eilen und dann weiterzuarbeiten. Doch
zum Schluss wurde es unerträglich, weil die Ausfälle jeden zweiten
Tag etwa 15 Stunden betrugen. Mein Laptop gab zwar etwa eine Stunde
Batteriezeit her, um die wichtigsten eMails herunterzuladen und zu
beantworten, aber das war nur ein geringer Trost. An anderen
Arbeitsstellen, wie auch bei uns in der Diözesanstelle in Addis
Abeba, musste die Arbeit immer wieder abgebrochen und aufgeschoben
werden. Sogar Fabriken wurden stillgelegt. Das alles hat natürlich
Auswirkungen auf das wirtschaftliche Wachstum, ganz zu schweigen vom
Einfluss der weltwirtschaftlichen Krise auf unser Land hier. Jedoch
wie so vieles im Leben ist alles relativ. Als ich im Februar auf
einer Konferenz in Nairobi weilte, waren die Umstände dort viel
schlimmer - neben Stromausfällen gab es auch Wassermangel. So fühlte
ich mich wie auf einem anderen Planeten als bei meiner Arbeit für
das Generalkapitel unserer Gemeinschaft im Oktober in Holland Strom-
und Wasserversorgung kein Thema war, vom "wireless"
Internetanschluss ganz zu schweigen.
Ein tolles Privileg in diesem Jahr war meine Teilnahme bei einer
Arbeitstagung der Bischöfe der AMECEA-Region (Eritrea, Äthiopien,
Kenia, Malawi, Sudan, Tansania, Uganda und Sambia). Als eine der
wenigen weiblichen Teilnehmerinnen konnte ich die Arbeit dieses
Vorbereitungstreffens zur Zweiten Synode für Afrika in Rom
unterstützen. Bischöfe, Priester, Ordensleute und andere Laien
sichteten die Beiträge aus den jeweiligen Ländern. Daraus wurden
beindruckend mutig und offen Schwerpunkte zum Thema der Synode
„Die
Kirche in Afrika im Dienst an Versöhnung, Gerechtigkeit und Friede“
benannt. Kernprobleme in Kirche, Welt und Politik wurden beim Namen
genannt, so zum Beispiel die Beziehungen zwischen Kirche und Staat,
Dialog mit anderen Religionen und mit der afrikanischen Kultur,
Selbstverantwortung und weniger Abhängigkeit der Ortskirche von
außen, Regierungsfähigkeit (good governance) und verantwortliche
Verwaltung von Ressourcen innerhalb der Kirche und der afrikanischen
Staaten, die Stellung der Frau, Bekämpfung der Armut, Umwelt, und
nicht zuletzt Konfliktbewältigung innerhalb und zwischen
afrikanischen Staaten. Die Liste der Verbesserungsvorschläge war
lang, wobei vor allem nach pastoralen Antworten gesucht wurde. Die
Afrikasynode in Rom ist schon Geschichte. Nun gilt es für uns alle,
die konkreten, praktischen und realisierbaren Beschlüsse und
Anleitungen im Alltag umzusetzen.
Der Einsatz meiner äthiopischen Mitschwestern zeigt, dass unsere
Kirche sehr wohl nicht nur Sozial-Enzykliken schreibt, sondern Taten
folgen lässt. Sr. Belaynesh setzt sich als Diözesanbeauftragte im
Bereich für Friede und Gerechtigkeit ein. Sr. Senait koordiniert auf
nationalkirchlicher Ebene die Rehabilitation von Straßenkindern,
Waisen und anderen benachteiligten Kindern sowie der unzähligen
Straßenbettlerinnen und Bettlern.
Dies sind Facetten aus unserem Leben in Äthiopien. Es ist unser
Versuch Euch ein wenig einzubeziehen in das, was hier so geschieht.
Ihr habt Euren eigenen Weg, Eure eigenen Herausforderungen in Europa
und doch macht Ihr Euch die Mühe und schaut mit Interesse herüber zu
uns nach Afrika. Das macht uns Mut. Ihr seid unser Sicherheitsnetz -
die Menschen auf die wir zurückgreifen können, wenn wir Fragen,
Anliegen und Ideen haben. Viele haben uns ihr Mittragen im Gebet
versprochen. Ohne Euch gäbe es schon lange kein Attat mehr, wäre
unser Einsatz in Addis Abeba nicht möglich. Wir haben das Privileg
zu sehen, wie Hilfe befähigt, weiterbringt, Gesundwerden
unterstützt. Das macht uns zu glücklichen und dankbaren Menschen.
Es ist keine Worthülse, wenn wir Euch unseres täglichen Gebetes
versichern. Es ist unser Anliegen, dadurch mit Euch in Verbindung zu
bleiben. Wir dürfen uns über einen Gott freuen, der selbst Mensch
geworden ist, kleinen Anfängen traut und wachsen lässt.
Christmas cannot change us, no,
Unless we bring our gift-ourselves,
And place it at the Christmas crib,
And, like a wise king come, who delves
Beyond the stars that stud the sky,
And asks, „What may I do for Thee?“
We dare to dream and dare to see
Our golden possibility -
Our frankincense of time to share,
Our myrrh to soothe what time may bear,
Our camel-headed
anywhere, in answer to a simple prayer
to become fulfilled in
servanthood,
by His willing, Christmas heiress, Christmas heir.
Sister Carol
Deutsche Übersetzung: Thomas Völkner
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