
Manche Menschen wissen nicht,
Manche Menschen wissen nicht,
wie gut es tut, sie zu sehen.
Manche Menschen wissen nicht,
wie viel ärmer wir ohne sie wären.
Sie wüssten es,
würden wir es Ihnen sagen.
(Autor
unbekannt)
Beim Nachdenken über diesen Rundbrief kam mir immer wieder die
Liedzeile „Mache Dich auf und werde Licht...“ in den Sinn. Wir
durften in letzten Jahr viele Lichtmomente erfahren und auch Licht
für andere sein.
Ein Höhepunkt dieses Jahres war die Feier zum hundertjährigen
Bestehen unserer Ordensgemeinschaft und des 90igsten Geburtstags von
Sr. Inge Jansen. Viele kamen, um mit uns Dank zu sagen. Kardinal
Berhane Yesus und unser Ortsbischof, Abuna Lukas, feierten einen
Dankgottesdienst mit uns allen. Eine Überraschung war das Geschenk
eines großen (1mx1m) Porträt in Öl von Sr. Inge im Namen der
Diözese. Es hängt nun im Finanzbüro, dem langjährigen Wirkungsort
von Inge. Die örtlichen Regierungsvertreter haben ihre Dankbarkeit
über unsere Präsenz hier im Rahmen der Feier ausgedrückt. Das tat
gut zu hören, denn manchmal haben wir den Eindruck, dass sie uns
wenig unterstützen. Mit unseren Angestellten hatten wir eine eigene
Feier, in der treue Mitarbeiter ausgezeichnet wurden. Sr. Inge bekam
ein lebendes Schaf geschenkt, das beinahe durch unsere schöne
Dekoration galoppiert wäre. Wir sind schon ein tolles Team. Das ist
ein großes Geschenk.
Auch in diesem Jahr hat uns das Netz unserer Unterstützer getragen.
Nach der Bohrung des neuen Brunnens im letzten Jahr galt es nun das
Wasserleitungssystem anzupassen und zu verbessern. In einem ersten
Schritt ist es dem Technikerteam aus Südtirol gelungen alle
Wassertanks im Gelände zu verbinden. Das Besondere ist, dass sich
diese nun per Schwerkraft vom Zentraltank ausgehend füllen, ohne
Pumpe, die natürlich Wartung bräuchte. Wir sind begeistert.
Lichtblicke waren die Erfahrungen, dass bei Problemen sich immer
jemand gefunden hat, der reparieren konnte, Ersatzteile gesucht hat,
eine gute Idee hatte. Machmal macht uns die wachsende Technik auf
dem Gelände etwas Angst aber sie bringt viel Erleichterung und
Hilfe. WiFi wird inzwischen als Standard in Krankenhäusern erwartet.
Digitalisierung ist ganz oben auf der Liste der Regierung.
Seit vielen Jahren unterstützen wir unsere Angestellten mit einem
Busservice für diejenigen, die nahe der Straße leben. Unser Bus war
durch die schlechten Straßen oft reparaturbedürftig und fiel oft
ganz aus, weil es keine Ersatzteile gab. Gestärkt durch das
Versprechen von Wohltätern, bei der Neuanschaffung zu helfen, haben
wir alle Hebel in Bewegung gesetzt um einen neuen Bus innerhalb
Äthiopiens zu kaufen. Überraschenderweise konnten wir einen der
letzten, im Land gebauten, Dieselbusse für uns reservieren lassen,
denn ab jetzt werden nur noch Elektrobusse zugelassen!!
Wir sind froh und dankbar und unsere Angestellten natürlich
auch.
Nach all der Technik zum „Kernauftrag“: unsere Präsenz für die
Menschen hier, die sich trotz Hyperinflation durchschlagen müssen.
Für diese sind und bleiben wir Anlaufstelle in Krankheit und Not.
Mehr als zuvor reicht das Geld nicht für die Krankenhausrechnung
oder die Medizin, besonders für die chronisch Kranken. Hier bringt
Ihr Teilen Licht ins Leben dieser Menschen. Wir können, was fehlt,
aus Spenden ergänzen. Ich wünschte Sie könnten einmal erleben, mit
welcher Erleichterung und Dankbarkeit dies beantwortet wird. Viele
Dankgebete werden gesprochen für alle, die dies ermöglichen.
Neben der Geburtshilfe und Chirurgie steigt der Bedarf der
Behandlung von internistischen Leiden. Die Menschen werden älter,
haben einige ungesunde Gewohnheiten aus Europa übernommen und so
gibt es auch hier mehr Bluthochdruck, Diabetes und Gicht mit deren
Folgen wie Schlagfall und Herzinfarkt. Wir haben ein EKG-Gerät
angeschafft und ein Internist vom Universitätskrankenhaus hält
einmal die Woche eine Spezialsprechstunde und supervidiert unsere
Ärzte.
Leider hatten wir in diesem Jahr, nach mehreren „normalen“ Jahren,
wieder eine Malaria-Epidemie, die unsere Betten füllte. Es ist aber
kein Patient bei uns verstorben. Wir konnten intensivpflichtige
Patienten auf die Intensivstation im nahe gelegenen
Universitätskrankenhaus verlegen, ein guter Fortschritt.
Eine weitere Kooperation gibt es in unserer Kinderabteilung. In
dreimonatigem Wechsel arbeiten zwei italienische Kinderärzte mit
unserem Personal zusammen. Von diesem Erfahrungsaustausch
profitieren beide Seiten, vor allem unsere kleinen Patienten.
Das Rückgrat unseres Projekts ist unser Personal. So bleiben weitere
Qualifikation und Motivation eine Priorität, damit wir die Patienten
gut behandeln können. Das heißt konkret, Gehaltserhöhungen und
Sonderzahlungen für Extradienste. Auch unsere Angestellten müssen
mit der Inflation zurechtkommen und haben Kinder in Ausbildung,
haben ein Mobile und brauchen einem Computer. So sind wir Menschen
und so ändert sich das Bildungssystem, auch in Äthiopien.
Wir arbeiten weiter daran, die leitenden Aufgaben langsam in
qualifizierte, äthiopische Hände zu übergeben. Wir hoffen, dass ab
Januar die ärztliche Leitung von einem erfahrenen Kollegen
übernommen werden kann.
Die Vorsorge-und Bildungsarbeit in den umliegenden 54 Dörfern und
mit 34 Frauengruppen bleibt ein wichtiges Standbein unseres
Projekts. Krankheiten verhüten ist besser als diese zu behandeln.
Es gäbe noch viel zu erzählen. Diese Blitzlichter zeigen vielleicht
etwas von unserem Alltag und über unsere Freude hier dienen zu
dürfen. Gottes heilende Präsens ist täglich spürbar. Unser Hiersein
ist getragen von Ihrem Beten, Teilen und Mitgehen. Wir sind nicht
allein.
Unser Gebet für Sie und Ihre Anliegen ist unser aller Dank und der
von tausenden Patienten.
Eine gute Adventszeit, gesegnete Weihnachten und ein
hoffnungsvolles, neues Jahr wünschen im Namen des gesamten Teams
Sr. Inge Jansen
Sr. Rita Schiffer
Attat Hospital
in Äthiopien