Freut
Euch, der Heiland
ist geboren
Attat im Advent 2024
Das Jahr neigt sich dem
Ende zu, ein guter Moment gemeinsam zurück zu schauen. Für uns war
das einschneidenste Erlebnis im Februar, plötzlich . kein Wasser auf
dem Krankenhausgelände zu haben. Dies traf uns völlig unvorbereitet,
da in den letzten 50 Jahren, immer einer unserer beiden Brunnen
gearbeitet hat. An diesem Morgen war es anders, kein Tropfen Wasser
aus der Leitung. Außerdem stellten wir fest, dass die öffentliche
Wasserleitung, anscheinend schon länger, außer Funktion war.
Sofort gingen alle Szenarien durch den Kopf: kein Leitungswasser das heißt. die Waschmaschinen und die Dampfsterilisatoren können nicht arbeiten, also keine Operationen mehr; die Kanalisation wird verstopfen bei zirka 200 Leuten auf dem Gelände...
Sofort wurde zu Dienstbeginn eine Krisensitzung
gehalten
Als wir den Patienten und Angehörigen unsere Notlage erklärten, war die Antwort: „Nicht schlimm. Wir sind es gewohnt kein oder wenig Wasser zu haben. Wir warten ab, wie sich die Lage entwickelt.“
Am Nachmittag zog sich der Himmel zu. Sofort
wurden alle Eimer und Behälter unter die Regenrinnen gestellt. Ein
kräftiges Gewitter kam und am Abend hatten wir Regenwasser.
Schnell wurde klar, dass wir einen neuen,
verlässlichen Tiefbrunnen brauchen. Für die Übergangszeit konnte,
mit unserer Unterstützung, die öffentliche Wasserleitung
instandgesetzt werden. So wurde eine minimale Wasserversorgung
möglich.
Der kleinere Brunnen konnte repariert werden und
dadurch konnten die Sterilisatoren und großen Waschmaschinen wieder
arbeiten
Ende gut, Alles gut. Dank eines beeindruckenden
Kraftakts von technischer und finanzieller Seite, im In- und
Ausland, konnte unser neuer Tiefbrunnen (108 Meter) im Juli in
Betrieb genommen werden. Wir sind sehr sehr dankbar.
Eine weitere Ermutigung war die Erfahrung der
Kompetenz unseres äthiopischen Leitungsteams.
Aus organisatorischen Gründen waren Sr. Rita (ärztliche Leitung) und danach Sr. Senait (administrative Leitung) für jeweils zwei Monate nicht im Krankenhaus. Der Betrieb lief reibungslos weiter. Gut so!
Eine verstörende Überraschung war die
Wechselkursänderung der äthiopische Währung auf das Doppelte. Für 1
Euro bekommt man jetzt statt 60 Birr nun 120 Birr. Der erste Gedanke
ist, toll, dann bewirken die Spenden aus Europa mehr aber Realität
ist auch, dass Alles was eingeführt werden muss doppelt so teuer
ist. Ein Beispiel ist der Dieselkraftstoff für Generator und Autos.
Als Folge wird Alles im Land, das transportiert werden muss, teurer.
Desweiteren hat sich der
Versuch eine Krankenversicherung einzuführen als nicht realisierbar
erwiesen.
Schade, dass wir Ihnen diese Momente der
Dankbarkeit nur per Wort vermitteln können und Sie
nicht die Dankbarkeit und Erleichterung der Menschen direkt
erleben. Wir haben dieses Privileg täglich.
Unser Engagement in den
Vorsorgeprogrammen in den Dörfern, die Frauengruppen und auch die
Betreuung der werdenen Mütter mit Vorsorge und im Kreissaal gehen
unverändert und mit gutem Erfolg weiter. Unser äthiopischer Chirurg,
Dr. Aklog, hat reichlich Patienten und die Zahl der Frauen, die
gynäkologische Operationen brauchen, ist weiterhin groß.
Spannend ist im Laufe der Jahre zu erleben, wie
sich die Gesundheits-Infrastruktur in unserer Gegend verändert. Es
gibt mehr Anlaufstellen für die Menschen im staatlichen Sektor und,
selbst hier, im nächsten größeren Dorf, Gubre, gibt es jetzt private
Praxen. Das Resultat: Wir haben weniger Patienten als in den
Jahrzehnten zuvor.
Es fühlt sich seltsam an
aber eine neue Ära scheint anzubrechen. Wir möchten in den kommenden
Jahren vermehrt in die Qualifikation unseres Personals und in
Programme für Qualitätsverbesserung investieren.
Auch nach 54 Jahren Engagement in Attat bleibt die
Arbeit und unsere Präsenz spannend, bereichernd und notwendig.
Herzlichen Dank für Ihr Mittragen.
Gerne und mit einem glücklichen, dankbaren Herzen
bringen wir Sie und Ihre Anliegen beim täglichen Abendgebet vor
Gott.
Wir freuen uns auf den gemeinsamen Weg durchs neue
Jahr.
Sr. Rita Schiffer
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